Kolpingfamilie

ZEHN JAHRE KOLPINGFAMILIE
Mehr als hundert Jahre nach der Gründung der Internationalen Kolpingfamilie durch Adolf Kolping in Köln wurde diese Idee auch nach Jagerberg gebracht. Der derzeitige Senior, Siegfried Obenauf, berichtet: Kolpingsohn Karl Schlögl, Schuhmachermeister in Hamet, derzeit in Graz, nahm als erster Kolpingsohn an einem Kriegsgräbereinsatz teil. Seinem Beispiel folgten die Kolpingsöhne Walter Ursinitsch, Wilhelm Schaden und Helmut Suppan. Dadurch kam die Kolpingidee nach Jagerberg und in der Folge kam es zur Gründung der hiesigen Kolpingfamilie. Am 6. Juli 1962 wurde die Kolpingfamilie durch Gelöbnis und Aufnahme der 19 Gründungsmitglieder in die Osterreichische Kolpingfamilie gegründet. Das interne Vereinsleben war von Anfang an vielfältig und ereignisreich. Breiten Raum nahmen alljährlich die sportlichen Veranstaltungen ein. Preisschießen, Tischtennis, Schach, Kegeln, Schifahren, Geländelauf, Fußball und vieles andere waren dazu angetan, die Freizeit schöner und erlebnisreicher werden zu lassen. Neben diesen sportlichen Bewerben gab es auch welche für den Verstand: ein Quiz sorgte fast alljährlich einmal für Spannung. Auch für die geistige Weiterbildung wurde gesorgt. Vorträge über fremde Länder, über Jugendprobleme, Erziehungsfragen, Zeitgeschichte, Kirchengeschichte, über Technik und viele andere aktuelle und interessante Themen weckten das Interesse für andere Lebensbereiche. Gemeinsame Kinobesuche und Ausflüge waren dazu angetan, den Wert einer guten Unterhaltung zu erleben, das Gemeinschaftsbewusstsein zu heben, die Jugendzeit mit schönen Erlebnissen zu bereichern und zu lernen, sich sozial anzupassen. Besonders hervorzuheben aus den vielen Erinnerungen sind die Hüttenabende auf der Judenburgerhütte in St. Wolfgang bei Obdach (1969), die Fahrt zum Katerloch und auf die Sommeralm (1970), die Fahrten zu den Freundschaftstreffen in Deutschland und Holland (1970 und 1971). Nicht bedeutungslos für die Stärkung des Gemeinschaftsbewusstseins waren die allmonatlichen Heimabende, in denen in familiärer Stimmung diskutiert wurde, Schallplatten wurden angehört, es gab Vorträge, Pläne wurden geschmiedet und Feste vorbereitet. Nicht zuletzt waren diese Zusammenkünfte dafür bestimmt, das Religiöse und die Charakterbildung zu fördern. Das Vereinsleben wäre undenkbar ohne die vielen Erlebnisse hei den freundschaftlichen Zusammenkünften mit anderen Jugendvereinen. Noch tiefer waren die Eindrücke, die unsere Kolpingsöhne von ihren Arbeitseinsätzen in Wetzelsdorf (1964), Knittelfeld (1966), Schweden (1966), 1-Tausmannstätten (1968) und Dänemark (1968) mitbrachten und wo sie andererseits durch ihren Einsatz den Namen Jagerberg in unserem Land und in der Ferne bekanntgemacht haben. Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass die „Jagerberger Spitzbuam”, die sich- hauptsächlich aus Kolpingsöhnen zusammensetzen, im Jahre 1967 vom Kolpingsohn Adolf Knoll zusammengestellt wurden. Bei den Freundschaftstreffen in Jagerberg und in Holland haben sie auch bei all ihren Unternehmungen für gute musikalische Unterhaltung gesorgt und erkennen lassen, dass es in der Jagerberger Jugend an musikalischen Talenten nicht fehlt. Wenngleich man in und außerhalb der Heimat um bessere Kontakte bemüht war, so war man auch bestrebt, dem Heimatort immer wieder etwas zu bieten, denn ohne Verwurzelung im Heimatboden und der Arbeit für diese wäre die Kontaktsuche nicht sinnvoll. Wenn der Verein durch seine Festlichkeiten (Bunter Abend, Heimatabend, Frühschoppenkonzert, Sommerfeste und Kolpingbälle) auch daran interessiert war, finanziellen Gewinn zu schöpfen, um für das Vereinsleben eine Basis zu schaffen, so waren doch alle Bemühungen darauf abgestimmt, eine gediegene, ansprechende und erlebnisreiche Unterhaltung zu bieten. Es blieb aber nicht nur beim Organisieren von Veranstaltungen. 1961 wurden erstmals vom Verein im Ort beleuchtete Weihnachtsbäume aufgestellt, im nächsten Jahr war es der erste Maibaum. 1963 leuchteten erstmals zur Weihnachtszeit vier Lichterbäumchen vom Kirchturm. 1964 wurde der Brauch der Errichtung eines Freudenfeuers auf Vereinsbasis neu belebt und in den weiteren Jahren wurde das Freudenfeuer „elektrisch”. 1969 wurde auf Initiative von Dr. Andreas Lackner gemeinsam mit anderen Vereinen die Kirchturmbeleuchtung angeschafft, die erstmals beim Freundschaftstreffen der Kolpingfamilien Jagerberg und Kamp-Bornhofen erstrahlte. All das bisher Erwähnte wäre sicherlich in dem Ausmaß nicht geglückt, hätte sich die Kolpingfamilie nicht immer wieder von christlichen Grundsätzen leiten lassen. Das religiöse Fundament war neben den persönlichen religiösen Pflichten in den ersten Jahren die Bibelstunden, in allen Jahren die gemeinsam gestalteten Gottesdienste, die Mitgestaltung der Osterfeiern, die Teilnahme an den Prozessionen und die Fußwallfahrten nach Glojach und Lichtenegg. Die Kolpingfamilie war es auch, die 1969 den ersten rhythmischen Gottesdienst in Jagerberg zusammen mit einer Band des Knabenseminars gestaltete. Vieles wäre noch aufzuzählen, was interessant wäre, aber um der Wahrheit willen seien auch Schwierigkeiten dargelegt, die im Vereinsleben immer wieder auftauchen. Die Ursachen dafür lagen fast immer in der in den sechziger Jahren erwachsenen materialistischen Gesinnung, in der auch die Jugend erfassenden Wohlstandsträgheit, in persönlichen Differenzen unter den Mitgliedern, im Schwinden von Idealismus und im Strukturwandel in unserer Pfarre. Daß die Kolpingfamilie Jagerberg heute trotzdem einen Mitgliederstand von 50 und ein intensives Vereinsleben aufweist, ist wohl dem Präses Pfarrer Kons. Rat Hütter, aber auch den Senioren Willi Schaden (1962 bis 1964), Alfred Stoppacher (1965), Walter Ursinitsch (1966 bis 1968), Gerd Weber (1969) und Siegfried Obenauf (seit 1970) zu danken. Nicht denkbar wäre die geistige Arbeit ohne das Zutun jedes einzelnen Kolpingsohnes gewesen; sie alle waren bemüht, die Ziele der Kolpingfamilie anzustreben: überzeugte Katholiken, berufstüchtige Männer und verantwortungsbewusste Familienväter und Staatsbürger zu werden. Erwähnt sei abschließend auch noch, dass der gebürtige Jagerberger Gerfried Bradacs, derzeit Mittelschullehrer in Feldbach, eine Dissertation über das Leben und Werk von Adolf Kolping abfasste.
Quelle: Festschrift 800 Jahre Jagerberg (1972)

 
 

Kontakt

Beate Hütter
Oberzirknitz 16
8091 Jagerberg




Gründung: 1962
Mitglieder: