Wieskapelle Unterweißenbach

Mit mehreren Erzählungen verbunden, ist die Wieskapelle volkskundlich eine der interessantesten Kapellen in der Gemeinde. Sie trägt auch den Namen Otterkapelle, was aus einer Zeit erhalten blieb, wo bis zur Kapelle Wälder reichten. Dort soll es neben vielen wilden Tieren auch Otter gegeben haben.

Eine andere Erzählung besagt, daß auf der Kapellenaußenwand die Aufschrift “Herrgott auf der Wies” gestanden haben soll. Dieser Name soll darauf zurückzuführen sein, daß der Herrgott an dieser Stelle auf die Wiese herabgestiegen ist.

Aber auch der Donar bei der Wieskapelle ist bekannt. Immer wenn es donnerte, blitzte, regnete, hagelte und stürmte, rauschte der Wald hinter der Wieskapelle furchterregend. Die in der Nähe der Kapelle wohnenden Bauern dachten, sie hören die wilde Jagd der Donnergottes “Donar”, der mit Pferd und Wagen wild durch die Lüfte saust. Die wesentlichste und bekannteste Sage ist “Die Räuber in der Schinderkeusche”, die der Feldbacher Heimatdichter Franz Hausmann aufzeichnete. In der Nähe der Straße, die von Gnas nach Raning führt steht am Waldesrand die Schinderkeusche, deren einstige Besitzer das Abdeckergewerbe betrieben. Hier hauste auch der gefürchtete Räuberhauptmann Bayer als Anführer einer weitverzweigten Bande. Er und seine Spießgesellen waren eine Geißel für das ganze Gebiet und konnten trotz aller Bemühungen der Behörden erst nach zwanzig Jahren unschädlich gemacht werden. Bayer hatte im Lauf der Jahre mit seiner Hand 36 Menschen getötet.

Im Poppendorfer Wald fesselten er und seine Genossen einen Studenten und gruben ihn lebendig in einen Ameisenhaufen ein, wo der junge Bursche erst nach siebentägiger entsetzlicher Qual starb. Aus Furcht vor der Rache der Räuber getraute sich niemand dem Unglücklichen Hilfe zu bringen. Noch heute hört man in bestimmten Nächten die langgezogenen Hilferufe, das durchdringende Schmerzensgeheul und das Todesröcheln des Studenten durch den Wald dröhnen.

Im Steintal steckte Bayer einen Winzer in den Preßkorb einer Obstpresse, ließ den Preßbaum nieder und preßte seinem Opfer den letzten Tropfen Blut aus.

Im Gerichtswalde bei Gnas raubte er eine Bäuerin, die zur Kirche gehen wollte, vollkommen aus, band sie dann an eine Fichte und schnitt ihr bei lebendigem Leib breite Riemenstreifen aus dem Rücken.

Waren Bayer und seine Spießgesellen in der Schinderkeusche versammelt, so gab es dort wüste Gelage. Die heimischen Behörden und die Bevölkerung waren derart von Furcht erfüllt, daß diese Zusammenkünfte stets ungestört verliefen.

Endlich rief man Militär zu Hilfe. Als nun bei einem Gelage wieder alle Räuber in der Schinderkeusche beisammen waren, drangen die Soldaten in die Räuberbehausung ein und bezwangen nach heftigem Kampfe die Räuber. Bayer flüchtete im letzten Augenblick durch das Fenster. Da er aber barfuß war und sich auf dem hartgefrorenen Schnee die Füße blutig riß zeigte die Fußspur den Verfolgern den Weg, der zur Wieskapelle bei Feldbach führte. Durch ein rundes Loch, das noch heute bei dieser Kapelle zu sehen ist, war er hineingeschlüpft.

Auch er wurde gefangen und später in zwei glühenden Öfen lebend verbrannt.

Eine zweite Version dieser Sage unterscheidet sich von der zuvor genannten nur einwenig. Bis zum Fangen des Räubers in der Wieskapelle ist alles gleich. Nur die gemachte Beute wurde an die armen Bauern verteilt und die Verurteilung von Bayer fand in Graz statt, wo er wie die Brüder Steinhauer erhängt wurde. Von der Verteilung der Beute an die Armen wird bei Hausmann nichts gesagt.

Der Bauzustand der Kapelle ist besorgniserregend. Die Mauern sind völlig durchnäßt und müßten dringendst renoviert werden. Dagegen ist die Inneneinrichtung für den ganzen Bezirk Feldbach einmalig. Die schönen Plastiken wurden vor einigen Jahren aufgrund ihres kunstgeschichtlichen Wertes kostenlos renoviert. Prachtstück unter den Figuren ist eine lebensgroße gotische Madonna mit Kind. Weiters bestehen noch 2 Renaissanceengel, 2 Barockengel und eine Gottvaterplastik. Ein hl. Florian, der in einer Nische an der Außenwand stand und ein Jesus am Pranger in Lebensgröße müßten ebenfalls noch renoviert werden

 
 

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Unterweißenbach
Feldbach


 
 

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