Wanderausstellung – Du stirbst nur einmal
21. April 2021
Zur Bewahrung von Sitte, Brauch und der Alltagsgeschichte im Steirischen Vulkanland, wird eine Wanderausstellung auf öffentlichen Plätzen zur Kulturgeschichte von Sterben und Tod in den Vulkanlandgemeinden gezeigt. Mit dieser Ausstellung, die vom Obmann des Steirischen Vulkanlandes Bgm. Ing. Josef Ober gemeinsam mit Prof. Johann Schleich und Bgm. a. D. OSR Karl Lenz organisiert und gestaltet wurde, wird gezeigt, wie sich die Sterbe- und Bestattungskultur in den vergangenen 5000 Jahren verändert hat.
Schon der knackige Titel „Du stirbst nur einmal – Maden werden dein Bett sein und Würmer deine Decke“ ist voller Brisanz. Dazu sagte Schleich: „Das ist kein Wortspiel von mir, sondern genauso steht es in der Bibel und wer es nicht glaubt kann unter Jesaja 14,11 nachlesen. Wir haben Feldforschung betrieben und versucht die Geschichte rund um den Tod in den vergangenen Jahrtausenden zu erforschen. Als Forschungsraum wurde nur das Vulkanland herangezogen, in dem über Jahrhunderte altes Totenbrauchtum bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts erhalten geblieben ist.“
Nur noch die ältesten Personen erinnern sich an die Hausaufbarungen, an Versehgänge und an das Begräbnis mit Pferden und Fuhrwagen, mit dem am Vortag noch Heu nach Hause transportiert wurde, oder an die Totenwache, bei der es oft sehr lustig und temperamentvoll zuging. Spannend ist die Geschichte, wie vor vier- oder fünftausend Jahren die Toten verbrannt, in Hockerstellung, in Steinkisten oder unter Erdhügeln begraben wurden, wie alle Friedhöfe noch um den Kirchen angelegt waren, wie man Außenseiter der Gesellschaft und ungetaufte Kinder begrub und ob es auf den Friedhöfen heute noch Standesunterschiede gibt.
Erforscht wurden auch alle Gruften und Grabplatten im Vulkanland, Denkmäler, die bekannten Persönlichkeiten wie Bundeskanzler Dollfuß nach seiner Ermordung gewidmet wurden, welcher Sinn hinter dem Glockenklang steht, was der Totenbeschauer zu erkennen hat, was Totengräber alles zu sehen bekommen, zu welchen schrecklichen Todesfälle es gekommen ist, was man auf Grabsteinen zu lesen bekommt und ob vereinzelt Tote einen Lebenden nachholen können. Spannend sind auch die ehemals vollstreckten Todesurteile und die Hinrichtungsplätze und aus welchen Grund Kriegerdenkmäler aufgestellt wurden. Auch auf die jüdischen Friedhöfe und Denkmale, sowie jener der ukrainischen Division, die im Zweiten Weltkrieg in dieser Gegend kämpfte, wurde gedacht. „Bisher unbeachtet ist das Wirken der Vorbeter, Mesner, Leichansager und Ministranten geblieben, die wir in dieser Ausstellung und im Buch auch zu Wort kommen lassen“, erklärte Karl Lenz.
Tief im Volksglauben verankert ist die Erinnerungskultur, die besonders zu Allerheiligen zum Ausdruck kommt. In Sagen wird von Gestalten erzählt, die aus ihren Gräbern hervorkommen und den Menschen auch Ratschläge erteilen.
Mit dem Tod haben sich viele Künstler beschäftigt und ihre Kunstwerke in Form von Totentänzen und diversen Todesdarstellungen hinterlassen.
Mit dieser volkskundlichen Studie soll aufgezeigt werden, wie wertvoll das Leben ist, obwohl wir von Minute zu Minute den Tod näher rücken.
Text/Foto: SCHLEICH
Termine der Ausstellung: